Interview
Hallo Michael. Ich freue mich, dass alle Brettgames-Leser und ich heute etwas über HeidelBÄR Games und auch etwas über dich erfahren dürfen. Stell dich persönlich doch zu Beginn einfach mal kurz vor.
Mein Name ist Michael Kränzle und zähle mit einem halben Jahrhundert an Jahren inzwischen zu den Branchenveteranen, bin seit vielen Jahren im Gesellschaftsspiele-Bereich tätig und kümmere mich um alle Formen des Marketings und der Kommunikation bei den BÄRen.
Privat bin ich Familienmensch und spiele ebenfalls gerne Brettspiele oder feuere meine beiden Söhne beim Fußball an.
Wie bist du selbst zu HeidelBÄR Games gekommen und was hat dich dorthin geführt?
Ich bin beim neuen BÄRen seit 2020 und war zuvor 10 Jahre lange für einen Mitbewerber erfolgreich tätig.
Zum BÄRen hat mich die Herausforderung geführt, eine in Spielerkreisen bekannte Marke und ein Unternehmen, das im Grunde ein Startup ist, zu neuer Größe und diesmal auch international zu führen – wobei Marketing und Redaktion allein schon aufgrund der Unternehmensgröße eng und Hand in Hand zusammenarbeiten.
HeidelBÄR Games besteht in dieser Form ja noch nicht allzu lange. Vielleicht kannst du uns einmal kurz durch die Geschichte führen.
HeidelBÄR Games ist die Neugründung um die Marke HeidelBÄR, welche durch den Heidelberger Spieleverlag seit 1989 zu einem ersten großen Erfolg geführt wurde.
Der war am Ende im Jahre 2016 so groß, dass man sich der Firmengruppe von Asmodee angeschlossen hatte und in diesem Konzern aufgegangen ist. Innerhalb dieses Unternehmens bestand die Redaktion und das Produktmanagement von Heidelberger weiter, welches als eigenständiges Studio geführt wurde – und es ist dieses Studio, welches sich 2019 mit allen Markenrechten am ehemaligen Heidelberger Spieleverlag wieder selbstständig gemacht hat.
Andererseits hatte sich bereits nach dem Konzernübergang ein weiterer ehemaliger leitender Angestellter mit einem Vertrieb selbstständig gemacht. Dieser führt heute wieder die Bezeichnung Heidelberger Spieleverlag, ist unsere eigenständige Schwesterfirma.
Wir sind heute also zwei BÄRen-Unternehmen, wobei HeidelBÄR Games als Verlag global arbeitet.
Was zeichnet HeidelBÄR Games aus deiner Sicht besonders aus und wodurch hebt ihr euch von anderen Verlagen ab?
Wir sind als Verlag in einer besonderen Position. Einerseits kannten viele Menschen einmal unsere Marke und unser Unternehmen, anderseits war diese Markenbeziehung kaum mit eigenen Gesellschaftsspielen verknüpft.
Als Verlag konzentrieren wir uns heute auf besondere Spiele, von denen einige Kernpunkte durch unser erstes Dutzend an neuen eigenen Titel in den letzten zwei Jahren immer deutlicher geworden sind.
Zuletzt hatten wir ja große Erfolge mit besonderen Kartenspielen, die von der Zugänglichkeit her einfach waren, von der Illustration und Art der Karten und Schachteln aber besonders.
Andererseits zeichnet das auch unsere Brettspiele aus, die z. B. meist die Spielebox selbst mit ins Material inkorporieren, sodass man aus der Schachtel heraus spielen kann.
Habt ihr einen Fokus hinsichtlich bestimmter Arten von Spielen oder seid ihr in dieserlei Hinsicht offen?
Alle Spiele sind neben der herausragenden Produktionsqualität inhaltlich auch immer Spiele, die man zusammenspielt, in denen Interaktion zwischen den Spielern stattfindet und man wenig oder gar nicht nur nebeneinander her spielt. Das ist ein Merkmal, das wir aktiv in Spielen suchen, die wir machen.
Was denkst du, lieben die Spieler am meisten an euch und euren Spielen?
Ich hoffe, die Interaktion zwischen ihnen, die unsere Spiele bieten. Oftmals kommen Leute über die tollen Illustrationen und die tolle Produktionsqualität zu unseren Titeln, merken dann aber schnell, dass da auch immer richtig gute Spiele unter dem Deckel stecken, die absolut spielenswert sind.
Welches ist euer beliebtestes Spiel und was denkst du, woran das liegt?
Mit Sicherheit das Kartenspiel SPICY. Es ist ein interaktives Bluffkartenspiel, welches einfach zugänglich ist und ein bekanntes Spielprinzip so genial variiert, dass aus Lügen halbe Wahrheiten werden und diese wiederum hohe Interaktion und Emotionalität bieten.
Daneben ist Packung und Kartenmaterial vergoldet produziert und mit einem absolut absurden Thema ausgestattet, sodass schon das Thema und die tolle Produktion inhaltlich das Spiel stützen, bei dem es auch um Blenden und geschicktes Täuschen mit ganz einfachen Regeln geht.
Gibt es ein Spiel von euch, das weniger verbreitet ist, du selbst aber als eine Art Geheimtipp empfehlen kannst?
DECIPHER, ein Worträtselspiel, bei dem man Wort aus Buchstabenteilen erraten muss, im Stil von Mastermind und doch anders. Gerade Menschen, die z. B. Wordle mögen, wären hier auch richtig ohne selbst groß einer Brettspieleleidenschaft zu frönen. Spielern macht es aber genauso Spaß, die Wortlogikrätsel zu dechiffrieren.
Welche Rolle spielen Brettspiele für dich persönlich, auch unabhängig von der Arbeit?
Ich spiele nicht so viel, wie ich es gerne täte. Durch meine verändere Arbeit, im Gegensatz zu meinem vorherigen Job, komme ich jetzt aber wieder vielmehr vor allem beruflich zum Spielen.
Privat versuche ich meine Spielegruppe aufrechtzuerhalten und die Familie trotz Sport und Videospielen immer wieder für neue Brettspiele von uns, aber auch vielen anderen Verlagen, zu begeistern.
Es macht mir einfach Spaß, mit Leuten an einem Tisch zu spielen, dabei bevorzuge ich tatsächlich auch die Spieleart, wie wir sie machen, mit hoher Interaktion und Spaß am gegenseitigen Herausfordern.
Du hast sicherlich mittlerweile sehr viele Spiele in den Händen gehalten. Hast du ein paar Lieblingsspiele?
Ja klar, SPICY ist sicherlich eines davon. Auch VOLT, ein Spiel um Roboterkämpfe in einer Arena, ist ein großer Spaß.
Andererseits liebe ich Klassiker – also wirklich für viele alte Klassiker wie Drunter & Drüber oder Heimlich & Co. Die X-Wing Miniaturenspiel-Serie und generell Miniaturenspiele mag ich darüber hinaus sehr.
Auch Action-Spiele, neudeutsch Dexterity/Geschicklichkeitespiele genannt, wie Crazy Coconuts, Meeple Circus, Flick of Faith, Looping Louis und natürlich Dungeon Fighter, gehören dazu.
Mit Galaxy Trucker und Through the Ages gehören dankbarerweise zwei meiner absoluten Lieblingsspiele inzwischen zu meinem Aufgabenbereich. Das ist einfach nur toll.
Wie sieht die Zukunft von HeidelBÄR Games aus? Habt ihr konkrete Pläne, über die du etwas sagen kannst?
Zuletzt gab es viele Kartenspiele von uns, das hat technische und praktische Gründe. Auch die nächsten 3, 4, 5 Spiele werden wahrscheinlich alle wieder kartenbasierte Spiele sein.
Allerdings wollen wir 2023, so alles klappt, vermutlich zur SPIEL23 in Essen dann, hoffentlich auch wieder ein Brettspiel neu haben.
Daneben arbeiten wir ja permanent am Erfolg unserer Partnerverlage in Deutschland mit. Wir waren zuletzt ja bei den außergewöhnlichen und erfolgreichen Spielen von CGE (Die verlorenen Ruinen von Arnak) und Horrible Guild (The Kings Dilemma) beteiligt, welche beide mit potenziell neuen Erfolgstiteln für den Herbst in den Startlöchern stehen – sei es Star Captains (CGE) oder Evergreen.
Ihr könnt gespannt sein!
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Gespannt sind wir auf jeden Fall und sicherlich durch die Einblicke, die du uns hier gegeben hast, noch mehr.
Vielen Dank für das wunderbare und sehr interessante Interview!